Cards & Poetry (Deutsche Version)

Veröffentlicht am 02.01.2023

Cards & Poetry (Deutsche Version)

Was ist Kunst? Und was sind Tricks?
Und gibt’s dazwischen wirklich nix?
Eins sinnbefreit, das andre sinnvoll?
Sagt ein Kunstwerk selbst: „Ich bin toll?“
Malerei, Musik, Gedicht und Tanz?
Bin ich kein Teil der Artenvielfalt?
Nur weil ich in meiner Hand ein ganz
stinknormales Kartenspiel halt?

Sinnvoll gegen sinnbefreit?
Kunst ist teuer, Tricks sind billig?
Also gut, ich bin bereit
und sage: „Nur das Schöne will ich!“
Wo liegt denn sonst der Sinn bloß?
U und E? Dazwischen kein Zoll?
Ich gebe zu ich bin bloß
überfragt, warum’s so sein soll?
Ist nicht das Schöne immer sinnlos?

Muss ich nicht bei Schwanensee,
oder wenn ich ins Theater geh
und schaue Beckett anstatt Goethe,
oder Mozarts Zauberflöte,
den Sinn am Eingang abgeben?
Und so ein abgehob’nes Abheben?
Steckt denn nicht genauso wenig
Inhalt in Pik Ass und König?
Grundlos dreht der Fächer sich,
im Grunde alles lächerlich,
wenn sich Karten zwischen Fingern dreh’n,
und doch: ich find‘s genauso schön!

Wenn alle Finger, selbst der Kleine,
sich im Ballett wie Tänzerbeine
elegant zum Tanz aufschwingen,
mit Eleganz zum Tanzen bringen
was ohne sie nur tot und leblos
(sich plötzlich regt was sonst nur reglos),
dann tritt mit etwas Glück der Trick
hinter sich als Trick zurück
und wirkt –den Tod im Spiel belebend–
im spielerischen Spiel erhebend.

Ein Spiel das ohne Worte still
außer sich nichts ist und will.
Das nichts sagen möchte außer: „Seht,
was möglich ist und sonst nicht geht!“
Allein der Schönheit nur verpflichtet,
das außer Schönem nichts berichtet,
das keinen Zweck hat, keinen Sinn,
das sich nicht fragt: Woher? Wohin?
Das nichts erklärt und nicht belehrt,
nicht richtig sagt und nicht verkehrt,
das immer Ja sagt und nie Nein,
das einfach ist wie alles Sein.

Das nicht wertet und kein Urteil fällt,
das nur SICH sein will, nur Teil der Welt.
Das nur schön ist und nicht trist
und das vor allem eines ist:
Statt moralisch oder ethisch,
akrobatisch und ästhetisch!
Statt statistisch-realistisch,
von der Art her rein artistisch!
Statt politisch-analytisch
nur aufgrund der Schwerkraft kritisch!

Wenn Finger wie durch Luft flanieren,
den Flug der Karten flink flankieren,
ihn stetig stets perfektionieren,
ihn kunstvoll choreografieren,
ihn ganz zum Tanze transzendieren,
tausend Tage täglich übend,
aus Selbstzweck, nur sich selbst genügend,
könn‘ beide sich –das kann passieren–
gemeinsam in sich selbst verlieren.

Wenn dann das Schwere leicht erscheint
(und es vielleicht viel leichter scheint
als es die vielen Extrastunden,
die extra vielen Extrarunden
und das exakte Text-Abrunden
vermutlich nur vermuten lassen),
wird ... durch den Mut, den Mut zu fassen,
trotz Aussicht auf das Aussichtslose
loszulegen ... wird das Große,
wird wortlos wohl womöglich klar,
dass das was doch unmöglich war
schwerelos und leicht gelingt,
wenn Leichtigkeit es ganz durchdringt
und zwanglos mit der Zeit bezwingt.

Dann scheint was unerreichbar scheint
mit dem schönen Schein vereint,
als lohnte es die Mühe nicht,
so mühelos wie ein Gedicht.

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